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Wie Klang unsere Gehirnwellen beeinflusst

Wie Klang unsere Gehirnwellen beeinflusst

Das Wissen um Gehirnwellen ist mehr als 100 Jahre alt. Der Neurologe und Psychiater Hans Berger entdeckte sie im Rahmen seiner Forschungsarbeit – und seither befassen sich Wissenschaft und Forschung mit den unterschiedlichen Arten unserer Gehirnwellen, den verschiedenen Bewusstseinszuständen und mit ihrem Einfluss auf unser Wohlbefinden. Die Forschung dazu, wie Klang unsere Gehirnwellen beeinflusst, ist im Vergleich eher jüngerer Natur. Und doch zeigen sich schon jetzt überraschend aussagekräftige Ergebnisse, die beweisen, dass Klang unsere Gehirnwellen stärker beeinflusst als lange vermutet.

Welche Gehirnwellen gibt es?

Gehirnwellen sind messbar. In der Forschung wird dazu ein sogenannter Elektroenzephalograph, auch als EEG bezeichnet, eingesetzt. Dabei wird nicht etwa die Aktivität einzelner Hirnzellen gemessen, sondern das Zusammenspiel vieler Millionen Zellen, die alle gleichzeitig aktiv sind und so ein elektrisches Muster formen. Die Aktivität der Gehirnzellen nimmt maßgeblichen Einfluss auf unseren Bewusstseinszustand:

  • Gamma-Gehirnwellen (32 bis 100 Hz): In diesem Bewusstseinszustand gilt der Mensch als besonders wach und aufnahmefähig, ist dazu im Stande zu lernen, Probleme zu lösen und Gefahren wahrzunehmen. Das Gehirn läuft auf Hochtouren, was effektiv, aber auch anstrengend für uns ist.
  • Beta-Gehirnwellen (13 bis 32 Hz): Im normalen, aktiven Bewusstsein bewegt sich das menschliche Gehirn auf Beta-Frequenz. Dieser Zustand beschreibt unser aktives Denken, aber auch in Stresssituationen bewegt sich das Hirn im Beta-Bereich.
  • Alpha-Gehirnwellen (8 bis 13 Hz): Im entspannten Zustand bewegt sich das menschliche Gehirn im Alpha-Bereich. Auch körperlich ist in diesem Frequenzbereich Entspannung möglich.
  • Theta-Gehirnwellen (4 bis 8 Hz): Die Theta-Frequenz gilt als besonders kreativer Zustand. Hier ist tiefe Einsicht und Meditation möglich, das Bewusstsein reduziert sich und der Fokus liegt auf dem Inneren.
  • Delta-Gehirnwellen (0,5 bis 4 Hz): Im tiefen Schlaf fährt das Gehirn das Wellenmuster auf ein Minimum herunter – man spricht von Delta-Gehirnwellen. Auch Träume finden während dieser Phase nicht statt.

Der Einfluss von Meditation auf Gehirnwellen

Die Neurowissenschaft befasst sich aktiv mit den Eigenschaften menschlicher Gehirnwellen. Deutliche Unterschiede konnten in jüngsten Untersuchungen zwischen erfahrenen Meditierenden und Nicht-Meditierenden festgestellt werden: Wer regelmäßig meditiert, scheint seine Gehirnwellen durch freiwillige Gedankenkontrolle leichter kontrollieren zu können als andere Menschen. Somit können leichter Bewusstseinszustände erreicht werden, in denen Entspannung, Kreativität und Einsicht möglich sind, um vom Alltagsstress abzulassen und in einen Zustand der Ruhe zu gelangen.

Wie Klangschalen und Gongs Gehirnwellen beeinflussen

Nicht selten wird die Meditation durch Klang unterstützt. So erweist sich die Klangtherapie als geeignete Maßnahme, um Gehirnwellen zu beeinflussen und so zu einem verbesserten Wohlbefinden beizutragen. Die Frequenzen eines Gongs oder einer Klangschale gelten als besondere Unterstützer, um von einem Gehirnzustand zum anderen zu gelangen. Auch Gongbäder werden aus diesem Grund immer beliebter. Durch die Klänge des Gongs ist es möglich, den Geist zu fokussieren, zu verlangsamen und in einen anderen Schwingungszustand zu gelangen. Schwingt das Gehirn in Meditation in Alpha und Theta-Wellen, kann Heilung und Neuausrichtung stattfinden.

In Deutschland hat Peter Hess als bedeutender Klangpionier maßgeblich die Erforschung und die Etablierung von Klangmethoden in der Wissenschaft vorangetrieben. Gemeinsam mit Forschern aus den Bereichen Medizin und Psychotherapie hat er verschiedene Klangmethoden entwickelt, bei denen insbesondere auch Klangschalen zum Einsatz kommen. Die Evidenz der Klangtherapie ist aktuell wissenschaftlich erforscht und belegt. 

Studien und Analysen zur Wirkung von Klang

Eine Studie, durchgeführt am Forschungsbereich Angewandte Bewusstseinswissenschaften des Universitätsklinikums Regensburg in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Fachverband Klang-Massage Therapie e.V., konnte positive neuropsychologische Effekte der Klangmassage nachweisen. Die Studie untersuchte die Auswirkungen einer Klangschalenmassage auf die Gehirnaktivität und das Wohlbefinden des Menschen. Dabei wurde festgestellt, dass die Massage mit Klang zu einer entspannteren Gehirnaktivität führte. Die Teilnehmer:innen berichteten auch von positiven Veränderungen in ihrem Wohlbefinden, wie gesteigerter Ausgeglichenheit und Vitalität.

Auch eine Analyse von Tamara L. und Michael E. Goldsby sticht heraus, die sich maßgeblich mit Menschen befasst hat, die unter chronischem Stress leiden – verstärkt nicht zuletzt durch die Auswirkungen der letzten Jahre, aber auch durch alltäglichen Arbeitsstress und familiäre Probleme. In der Studie wurde untersucht, wie sich bewegungsbasierte Therapien (beispielsweise Yoga), Akupunktur und traditionelle Techniken der Klangheilung auf die Gehirnwellen auswirken. Klar ist: Obwohl die Forschung zur Beeinflussung von Gehirnwellen durch Klang noch verhältnismäßig jung ist, zeigen sich bereits vielversprechende Ergebnisse. So wurde beim Spielen von Vibrationsinstrumenten eine starke Entspannungswirkung nachgewiesen, die durch das Messen der Herzfrequenz und der Gehirnwellen auch physisch belegt werden konnte.

Wie werden Gehirnwellen durch Klang beeinflusst?

Während des Klangspiels wird das meditative Erlebnis dadurch hervorgerufen, dass die unterschiedlichen Klänge das Gehirn stimulieren und es in einen Zustand versetzen, in dem Entspannung und Ruhe möglich sind. Monotone Tonabfolgen sind dafür nicht geeignet, vielmehr bedarf es eines pulsierenden Tons, der in Veränderung bleibt. Ähnliche Reaktionen im Gehirn haben sich bei Lichtwechsel und elektromagnetischen Feldern gezeigt.

Die wechselnden und sich verändernden Klänge beim Klangspiel sollen also dafür sorgen, die Frequenzfolgen im Gehirn zu verändern, um so aus der alltäglichen Alpha-Phase herauszutreten und die Theta-Gehirnwellen zu stimulieren, die für Kreativität und Entspannung stehen. Dabei passen sich die Schallwellen im Gehirn der Frequenz des Klangs an, um den Geist in einen sonst meist schwer zu erreichenden Zustand zu versetzen – einen Zustand der Meditation oder der Trance. Bei der Klangtherapie verändern sich auch die Gehirnwellen nach einem festen Ablauf:

  • Im ersten Schritt bewegen sich die Hirnwellen auf der Alpha-Frequenz, die uns auch durch den Alltag geleitet, aber Entspannung ermöglicht. 
  • Wer sich nun auf die Klänge konzentriert, lässt die Außenwelt verblassen und die Gedanken verstummen. 
  • Wenn das Klangspiel weiter fortschreitet, verlangsamen sich auch die Gehirnwellen, sodass die Theta-Frequenz erreicht wird. In diesem Zustand ist eine tiefe Meditation möglich.

Entspannung finden mit Theta-Gehirnwellen

Lange Zeit war es für Forscher und Wissenschaftler schwierig, Menschen mit Gehirnwellen auf Theta-Frequenz genauer zu untersuchen. Viele Probanden neigen dazu, einzuschlafen, sobald das Gehirn diese Frequenz erreicht – eine Forschung war so nicht möglich. Erst durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Meditierenden, die auch im wachen Zustand regelmäßig die Theta-Frequenz erreichen und für sich nutzen, konnte die Forschung vorangetrieben werden. Heute profitieren wir umso mehr von den aufschlussreichen Ergebnissen dieser Wissenschaft. 

Möchtest du erfahren, wie Klänge deine Gehirnwellen beeinflussen können, so lasse deinem Körper und Geist ausreichend Zeit, sich in die neuen Zustände zu versetzen. Es ist nicht ungewöhnlich, wenn du in der Anfangszeit noch müde wirst und vielleicht einschläfst – das ist ein Zeichen dafür, dass dein Körper Entspannung und Ruhe erfährt. Es erfordert etwas Übung, nicht einzuschlafen und den Theta-Zustand des Gehirns für mehr Kreativität und Wohlbefinden zu nutzen und das Bewusstsein in diesem Frequenzbereich zu halten. 

Mit Klang Kreativität fördern

Auch auf deine Kreativität kann Klang einen großen Einfluss haben. So fand der Biofeedback-Forscher Dr. Budzynski von der Universität Colorado in einer Analyse heraus, dass Menschen, deren Gehirnwellen sich im Theta-Bereich bewegen, dazu fähig sind, innerhalb kürzester Zeit neue Dinge zu lernen und ihre Kreativität nach außen fließen zu lassen. So lassen sich im Unterbewusstsein verborgene Talente nach außen bringen oder gänzlich neue Talente entdecken. In unserem Ratgeber „Wie du mit dem Gong deine Kreativität förderst“ gehen wir auf diese Thematik genauer ein.

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